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Konsum, Kultur und Kommunismus

Chinesische Touristen auf Deutschlandkurs

Chinesen haben den weltweiten Tourismusmarkt in den letzten Jahren von hinten aufgerollt. Seit 2012 ist China Reiseweltmeister und hat die langjährigen Marktführer Deutschland und die USA auf die Plätze 2 und 3 verwiesen.

Am häufigsten steuern chinesische Touristen asiatische Reiseziele wie Hongkong, Südkorea oder Japan an. Doch auch auf Deutschland wird gerne Kurs genommen – mit weitreichenden Chancen für einzelne Regionen, den Einzelhandel, Hotels und Gastronomie. Allein im Jahr 2014 zählte Deutschland zwei Millionen Übernachtungen chinesischer Touristen, ein Anstieg von fast 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bemerkenswert ist dabei vor allem eines: Chinesische Touristen geben am meisten Geld aus. Gezielt arbeiten sie auf ihren Reisen Shopping- und Geschenklisten ab.

Die „3 K“: Konsum, Kultur und Kommunismus

Eine Reise ins Ausland gilt für viele Chinesen der Mittelschicht als das Statussymbol schlechthin. Eine Europa- oder Deutschlandreise ist der unmittelbare Ausdruck des eigenen wirtschaftlichen und persönlichen Erfolgs. Für die daheimgebliebenen Verwandten und Freunde werden die Eindrücke auf zahlreichen Fotos festgehalten und in den Sozialen Medien geteilt.

Konsum

In Deutschland sind die kauffreudigen Touristen aus China gezielt auf der Suche nach Markenprodukten „made in Germany“. Die Bandbreite reicht von Schmuck und Uhren über Taschen und Koffer bis hin zu Töpfen und Messern. Originale müssen es sein, die Fälschungen kennen sie aus China. Frankfurt profitiert dank seines Flughafens mit den zahlreichen Direktverbindungen nach China davon ganz besonders. Einkaufstempel in deutschen Großstädten sowie Outlet-Standorte wie Metzingen in Baden-Württemberg stehen häufig auf den To-Do-Listen der Touristen aus China. 

Kultur

Stark nachgefragt sind zudem Reiseziele, die ein romantisches und beschauliches Deutschlandbild bedienen. Bayern, Baden-Württemberg und Hessen liegen hier ganz weit vorn. Neuschwanstein fehlt auf fast keiner Deutschlandreise. UNESCO-Weltkulturerben wie in Bamberg oder Rüdesheim am Rhein sind ebenfalls beliebte Reiseziele.

In den neuen Bundesländern punkten Städte wie Dresden mit der Semperoper, Potsdam mit dem Schloss Sanssouci oder Weimar mit dem Erbe von Goethe und Schiller. Häufig muss ein Foto der berühmten Sehenswürdigkeit reichen.

Kommunismus

Stätten mit kommunistischer Vergangenheit sind im Vergleich dazu ganz besondere Reiseziele, die fast nur von chinesischen Touristen aufgesucht werden. In Frankreich sind es die Studienorte von Deng Xiaoping, in Deutschland ist es Trier als Geburtsstadt von Karl Marx, die sie anzieht. Der „rote Tourismus“ zu europäischen Stätten mit kommunistischer Vergangenheit ist inzwischen ein eigenes Geschäftsmodell geworden.

Von dem Bild des chinesischen Gruppenreisenden sollte man sich allmählich verabschieden. Viele chinesische Touristen sind inzwischen auslandserfahren und sind auf der Suche nach neuen Erfahrungen und Erlebnissen abseits des Massentourismus. Ihre Reisewünsche fächern sich immer weiter auf: Von Natur- oder Sporterlebnisreisen in den Bergen über kulinarische Thementouren bis hin zu Autotouren über Deutschlands Autobahnen ohne Geschwindigkeitsbegrenzung.

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