Chinese foreign policy
Studie
18 Minuten Lesedauer

Chinas globale Strategien entschlüsseln

Wie chinesische Wissenschaftler außenpolitische Strategien diskutieren und mitgestalten

Chinas Führung lässt keinen Zweifel daran, dass sie die globale Ordnung gestalten will. Wie sie sich eine künftige Weltordnung vorstellt, ist jedoch weniger klar. Offizielle Äußerungen dazu klingen oft vage und strategische Debatten werden oft abseits der Öffentlichkeit geführt. Sabine Mokry, wissenschaftliche Mitarbeiterin am MERICS, hat Beiträge in führenden chinesischen Fachzeitschriften zu internationaler Politik genauer analysiert. Die Ergebnisse präsentiert sie im neuen China Monitor “Chinas globale Strategien entschlüsseln – Wie außenpolitische Strategien in der Wissenschaft betrachtet und geformt werden“ (in englischer Sprache). 

Folgende zentrale Thesen arbeitet Mokry heraus:

  • Chinas Führung will die globale Ordnung mitgestalten. Doch Pekings Vision einer künftigen Weltordnung, die mit Begriffen wie „Gemeinschaft mit geteilter Zukunft für die Menschheit“, „Internationale Beziehungen neuen Typs“ oder „Win-Win Kooperation“ auch nach außen kommuniziert wird, ist für die Außenwelt oft unverständlich. Offizielle Äußerungen bleiben meist vage.
  • Politische Entscheidungsträger, Wissenschaftler und die europäische Öffentlichkeit müssen sich mit chinesischen Vorstellungen der Weltordnung auseinandersetzen. Sie müssen verstehen, woher diese Vorstellungen kommen, wie sie sich entwickeln und was sie bedeuten könnten. Denn chinesische Vorstellungen der Weltordnung beeinflussen das außenpolitische Handeln des Landes. Sie geben auch Hinweise darauf, wie eine Weltordnung aussehen könnte, in der China eine Führungsrolle übernimmt.
  • Diskussionen chinesischer Wissenschaftler über Konzepte der globalen Ordnung lassen erahnen, wie sich die chinesische Führung die (künftige) Weltordnung vorstellt.  Ihre Überlegungen sind universalistisch, zentrale westliche Annahmen und Konzepte stellen sie offen in Frage. Sie entwickeln eine Vorstellung von globaler Zusammenarbeit, die nicht auf Souveränität und Gleichheit von Nationalstaaten fußt, sondern (oft asymmetrische) Beziehungen zwischen Akteuren ins Zentrum rückt.
  • Chinas regionale und globale Führungsrolle sehen prominente chinesische Wissenschaftler zunehmend als gegeben an. Sie diskutieren nun darüber, welchen Idealen China in seiner neuen Rolle in der internationalen Politik folgen soll.  
  • Europäische Entscheidungsträger und Experten müssen sich auf einen informierten Dialog mit chinesischen Gesprächspartnern besser vorbereiten. Die europäische Seite muss aufholen und verstehen, wie chinesische Eliten über die Weltordnung nachdenken und deren Konzepte verstehen lernen. Europäische Regierungen und Forschungsinstitutionen sollten proaktive Strategien entwickeln, um chinesische Denker und Ideen einzubinden. Nur so können Gemeinsamkeiten identifiziert werden. Überall dort, wo es Differenzen gibt, gilt es, europäische Werte und Prinzipien zu verteidigen.

Den kompletten China Monitor in englischer Sprache können Sie hier online lesen oder herunterladen:

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