China’s Vaccine Diplomacy
Kommentar
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Chinas Impfstoff-Diplomatie: Tests in etwa 16 Ländern weltweit

Die Fakten: Im Bemühen um ein positives Image in der Corona-Krise hat China seine Masken- durch Impfstoff-Diplomatie ersetzt. Derzeit befinden sich zehn Coronavirus-Impfstoffe in der Endphase klinischer Studien, vier davon werden von chinesischen Unternehmen entwickelt. Wegen der offiziell geringen Zahl von Neuinfektionen in China werden die Impfstoffe in der dritten Phase nun mit Partnerinstitutionen in Übersee getestet. Bisher haben sich mindestens 16 Länder, darunter Serbien, Pakistan und Brasilien, angemeldet. Viele dieser Länder haben mit den chinesischen Partnern Vereinbarungen zum Kauf von Impfdosen oder zur Produktion des Impfstoffs für die eigene Bevölkerung getroffen. Mitte September genehmigten die Vereinigten Arabischen Emirate als erstes Land den Gebrauch eines in China entwickelten Impfstoffs, den des Herstellers Sinopharm, für den Notfall.

Der Blick nach vorn: Xi Jinping hat zugesagt, dass Chinas Coronavirus-Impfstoffe als „globale öffentliches Güter“ zur Verfügung stehen würden. Dennoch kann nur eine begrenzte Anzahl von Dosen hergestellt werden. Kommerzielle und epidemiologische Erwägungen stehen zwar bei Tests und Vertrieb im Vordergrund, für China ist der Einsatz seiner Impfstoffe aber auch geopolitisch bedeutsam. Sie sind ein wichtiger Bestandteil einer gesundheitspolitischen Strategie entlang der sogenannten Neuen Seidenstraße. Chinesische Beamte haben mehreren Ländern in Afrika und Asien bereits eine Vorzugsbehandlung zugesagt. Bereits im Juni bekannte sich Xi persönlich zur Gründung einer „China-Afrika-Gesundheitsgemeinschaft“.

MERICS-Analyse: „Wenn China als erstes einen sicheren und wirksamen Impfstoff in großem Maßstab herstellt, wird dies symbolisches Gewicht haben. Sich in der Corona-Pandemie als globaler Retter zu inszenieren, ist für China nicht ohne Risiken", sagt Merics-Experte Jacob Mardell. "Abgesehen von potenziellen Qualitätsproblemen – wie wir bei fehlerhafter Schutzausrüstung aus China gesehen haben – droht Beijing zu viel zu versprechen. Chinas Regierung hat auch im Inneren viele Herausforderungen zu bewältigen, es ist heute für das Land schwieriger als nach der Finanzkrise 2008, sich als wirtschaftlicher Retter zu betätigen.“

Medienberichte und Quellen:

Dieser Beitrag erschien im MERICS China Briefing vom 8. Oktober 2020.