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Neue Studie von MERICS und Rhodium Group: Ungarn ist wichtigster Empfänger chinesischer Investitionen in Europa

Berlin, 6. Juni 2024. 44 Prozent der chinesischen Direktinvestitionen (FDI) in Europa sind 2023 nach Ungarn geflossen. Der osteuropäische Staat zog damit mehr chinesische Investitionen an als die drei großen Volkswirtschaften Deutschland, Frankreich und Großbritannien zusammen. Chinesische Unternehmen investierten in Ungarn vor allem in die E-Mobilitätsbranche, die im vergangenen Jahr einen Anteil von zwei Dritteln (69 Prozent) an Chinas FDI in Europa hatte. Insgesamt waren chinesische Investitionen in Europa erneut rückläufig und erreichten mit 6,8 Milliarden Euro ihr niedrigstes Niveau seit 2010.

Zu diesen Ergebnissen kommt die heute veröffentlichte Studie „Dwindling investments become more concentrated – Chinese FDI in Europe: 2023 update” des Mercator Institute for China Studies (MERICS) und der Rhodium Group über die wichtigsten Trends von Chinas Auslandsinvestitionen in der EU und Großbritannien 2023.

Exhibit 3

Die Autoren nennen unterschiedliche Gründe für die geringe Investitionstätigkeit: Die Unsicherheit in Bezug auf die globale Wirtschaft prägte das Investitionsumfeld für chinesische Unternehmen, deren finanzielle Situation war zudem auch aufgrund des geringeren Wirtschaftswachstums in China nach Ende der Corona-Pandemie geschwächt. Strenge Kapitalverkehrskontrollen und die Abwertung des chinesischen Yuan machten zudem Investitionen im Ausland weniger attraktiv. Das Bestreben der EU, Risiken in den Beziehungen zu China abzubauen, erhöhte die Unsicherheit für chinesische Investoren.

Greenfield-Investitionen gewinnen im Bereich E-Mobilität an Bedeutung

Fusionen und Unternehmensübernahmen (M&A) gingen 2023 im Vergleich zum Vorjahr erneut zurück, um 58 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. Es war die steigende Zahl von Greenfield-Investitionen in der E-Mobilitätsbranche, die trug dazu beitrug, dass die Direktinvestitionen chinesischer Akteure in Europa nicht noch stärker einbrachen. Diese Investitionen, bei denen Unternehmen im Ausland Tochterfirmen gründen oder neue Produktionsstätten errichten, hatten 2023 einen Anteil von 78 Prozent und sind inzwischen die vorherrschende Form chinesischer Investitionen in Europa.

Exhibit 1

Neben der E-Mobilität bleiben die Gesundheitsbranche, Konsumartikel, Unterhaltung sowie Informations- und Kommunikationstechnik attraktive Investitionsziele für chinesische Unternehmen. Diese Branchen zogen zwischen 2021 und 2023 durchschnittlich drei Milliarden an Investitionen an, ein Anteil von 70 Prozent an den nicht mit der E-Mobilitätsbranche verbundenen chinesischen Investitionen in Europa.

Den Autoren der Studie von MERICS und Rhodium Group zufolge stößt nach der E-Mobilität insbesondere die Gesundheitsbranche auf starkes Interesse chinesischer Investoren. Besonders groß ist das Interesse an medizinischen Geräten, auf die zwischen 2021 und 2023 zwei Drittel aller chinesischen Investitionen in dem Sektor entfielen.

Chinesische Investitionen bleiben auf niedrigem Niveau

Das starke Interesse an der europäischen E-Mobilitätsbranche wird eine Stütze für chinesisches FDI in Europa bleiben. Einen deutlichen Anstieg erwarten die Autoren jedoch perspektivisch nicht. Die schwache finanzielle Position chinesischer Firmen und die zunehmende Regulierung von ausländischen Investitionen in Europa werden weiterhin Investitionsniveaus niedrig halten. Auch wachsende Spannungen in den europäisch-chinesischen Handelsbeziehungen wirken sich auf die Investitionsentscheidungen chinesischer Unternehmen aus.

Agatha Kratz, Direktorin bei der Rhodium Group: „Unsere Studie bestätigt die Bedeutung der E-Mobilität für die europäisch-chinesischen Handels- und Investitionsbeziehungen. Ein zentrales Ergebnis ist zudem die anhaltend starke Investitionstätigkeit in der europäischen Gesundheitsbranche.”

Max J. Zenglein, Chefökonom bei MERICS: „Chinesische Greenfield-Projekte in Europa sind eine positive Entwicklung, doch die insgesamt niedrige Investitionstätigkeit deutet auf ein Ungleichgewicht in den Wirtschaftsbeziehungen hin.“

Die Studie zum Download: „Dwindling investments become more concentrated – Chinese FDI in Europe: 2023 update”, von Agatha Kratz, Max J. Zenglein, Alexander Brown, Gregor Sebastian und Armand Meyer.

Für Interviewanfragen an die MERICS-Experten wenden Sie sich bitte an die MERICS-Kommunikationsabteilung: [email protected].

Für Interviewanfragen an die Rhodium Group-Experten wenden Sie sich bitte an [email protected].

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