Chinapolitisches Werkstattgespräch mit Johnny Erling
Germany
In unserer Serie chinapolitischer Werkstattgespräche analysiert MERICS Senior Associate Fellow Johnny Erling, welche Themen die chinesische Führung aktuell am meisten beschäftigen, welche politischen Signale China sendet und wie sie zu verstehen sind.
Höchste Priorität hat für Peking derzeit die Vorbereitung auf die China-Politik der künftigen US-Regierung. Donald Trumps Kandidaten für außen-und sicherheitspolitische Schlüsselpositionen sind allesamt dezidierte China-Falken, darunter der designierte Außenminister Marco Rubio, der nationale Sicherheitsberater Michael Waltz und Verteidigungsminister Pete Hegseth. In Peking stellt man sich entsprechend auf eine viel schärfere Konfrontation ein, vor allem in Wirtschafts- und Technologiefragen. Gleichzeitig setzt die chinesische Führung darauf, dass die weltweite Verunsicherung durch Trumps Wiederwahl auch neue Spielräume für Chinas globale Ambitionen schafft. Xi Jinping dürfte sich darum bemühen, China vor allem im Globalen Süden, aber auch in Europea als stabilen Partner zu positionieren, der verlässlicher und kalkulierbarer ist als das disruptive Trump-Amerika.
Innenpolitisch ringt die chinesische Führung derweil um die Stabilisierung der Wirtschaft und Fortschritte beim Ziel weitgehender technologischer Unabhängigkeit oder Unangreifbarkeit. Signale für die nächsten Schritte sind von der zentralen Wirtschaftskonferenz Ende Dezember zu erwarten. Parallel beginnt der Entwurfsprozess für den kommenden Fünf-Jahres-Plan, der 2025 geschrieben und 2026 in Kraft treten soll.
Johnny Erling ist Senior Associate Fellow am MERICS und analysiert die Politik der Kommunistischen Partei Chinas. Erling arbeitete drei Jahrzehnte als China-Korrespondent, unter anderem für die WELT und ist Autor zahlreicher Bücher.
Das Gespräch findet auf Deutsch und in einem vertraulichen Rahmen statt.