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Studie
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Chinas Halbleiterindustrie: Strategische Dimensionen und Schlussfolgerungen

Studie von MERICS und der Stiftung Neue Verantwortung e.V.

Halbleiterkomponenten und Chips stecken heutzutage in fast allen Produkten, nicht nur in Computern, sondern auch in Autos, Haushaltsgeräten oder Mobiltelefonen. Die Corona-Pandemie und die Havarie eines Tankers im Suez-Kanal haben vor Augen geführt, wie auch in diesem Bereich die hiesige und die chinesische Wirtschaft eng verflochten und voneinander abhängig sind. Lieferengpässe bei Halbleiterprodukten sind bis heute spürbar. China spielt in diesem Sektor eine zentrale Rolle. 

Gerade mit Blick auf den Halbleitersektor diskutieren derzeit die Regierungen in der EU und in den USA über die Herausforderungen, die sich aus Chinas Position in der international stark verflochtenen Halbleiterproduktion ergeben. Doch wie ist dieses komplexe Ökosystem in China eigentlich gestaltet? Welche Risiken ergeben sich aus dem hohen Grad an Integration der chinesischen Halbleiterbranche mit internationalen Prozessen? Dieser Frage haben sich MERICS und die Stiftung Neue Verantwortung (SNV) in einer neuen Studie gewidmet: 

“Mapping China’s semiconductor ecosystem in global context - Strategic dimensions and implications,” von John Lee (MERICS) und Jan-Peter Kleinhans (SNV)  

Die Studie bietet einen Überblick über Chinas Halbleiter-Industrie und die Rolle Chinas in den acht Stufen der Wertschöpfungskette – vom Chip-Design über die Herstellung von Silizium-Wafers bis zu Montage, Prüfung und Verpackung. Für jede dieser Stufen werden die strategischen Implikationen abgeleitet. Im Schlusskapitel ziehen die Autoren ein Fazit über Chinas Rolle in der globalen Wertschöpfungskette und Schlussfolgerungen für politische Entscheidungsträger in Europa. Denn Europa, so eine der zentralen Thesen, wäre von einer Entkopplung der Halbleiter-Lieferkette mit China härter getroffen als beispielsweise die USA. 

Einige der wichtigsten Ergebnisse der Studie sind: 

  • China dürfte seine nationale Position in der globalen Wertschöpfungskette in diesem Jahrzehnt weiter stärken.  
  • Europa läuft nicht nur Gefahr, noch weiter zurückzufallen, sondern auch zunehmend auf chinesische Technologieanbieter angewiesen zu sein.  
  • Sollte die chinesische Regierung weiterhin massiv in die heimische Chemiebranche investieren, könnte sich eine ähnliche Entwicklung wie in der Solarindustrie vollziehen, in der chinesische Anbieter auf den weltweiten Märkten europäische Konkurrenz verdrängt haben. 
  • Europa muss mit den Erwartungen der USA umgehen, eine gemeinsame Strategie im Umgang mit Chinas Halbleiterindustrie zu entwickeln. 
  • vonseiten Chinas sind Strafmaßnahmen gegen andere Länder und deren Unternehmen zu erwarten, sollte die Regierung in Beijing eigene Firmen als diskriminiert empfinden. 

Die Autoren argumentieren, dass diese Situation nicht als ein chinesisches Streben nach technologischer Autarkie interpretiert werden sollte - zumindest nicht innerhalb der nächsten zehn Jahre. Beijing werde jedoch versuchen, chinesische Firmen in eine internationale Führungsposition zu bringen, die unweigerlich europäische Interessen herausfordern wird. Die Studie (in englischer Sprache) können Sie hier als PDF herunterladen:

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Autor(en)
John Lee
John Lee
Ehemaliger Wissenschaftlicher Mitarbeiter