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KI: Wie die USA Chinas Fortschritt bremsen wollen – mit Folgen für andere Länder
KI-Exportquoten spalten die Welt in die Guten, die Bösen und diejenigen, die sich für eine Seite entscheiden müssen. Die Vereinigten Staaten versuchen, die Technologie zu regulieren, solange sie es noch können – auch wenn die KI des chinesischen Unternehmens DeepSeek weniger Rechenleistung benötigt, sind sie immer noch auf US-Chips angewiesen.
Die Pläne der USA, die „KI-Diffusion“ besser zu kontrollieren, indem sie ein umfassendes System von Exportquoten für die ganze Welt einführen, sind bei anderen Ländern und der Technologiebranche auf große Skepsis gestoßen. Doch es scheint, dass man sich in Washington einig ist, dass dies der Preis ist, um China am Erwerb fortschrittlicher KI für militärische Zwecke zu hindern – und um die Führungsrolle der USA zu sichern, indem der Aufbau einer neuen KI-Infrastruktur im eigenen Land gefördert wird: Donald Trump hat mehrere Durchführungsverordnungen aus der Biden-Ära rückgängig gemacht, darunter eine über die Sicherheit von KI, die Regelungen für den Export von KI-Technologien blieb jedoch unangetastet.
Die Regelungen teilen die Welt in drei „Kategorien“ auf – die USA und 18 Schlüsselpartner in Kategorie 1 unterliegen keinen Beschränkungen für den Kauf von in den USA hergestellten High-End-KI-Chips; China, Russland und andere Länder, gegen die ein Waffenembargo verhängt wurde, sind in Kategorie 3 weiterhin vom Erwerb dieser Chips ausgeschlossen; alle anderen Länder fallen in die zweite Kategorie und müssen Exportquoten einhalten.
Dies alles erinnert an den Kalten Krieg – die Aufteilung der Welt in Blöcke, die Aufwertung des Status von KI zu strategischen Waffen, deren Bestände kontrolliert werden müssen. Die Vereinigten Staaten ergreifen diese Maßnahmen, solange sie noch die meisten Karten in der Hand haben. Nvidia dominiert den Markt für High-End-Chips, während seine chinesischen Konkurrenten Mühe haben aufzuholen. Das chinesische Start-up DeepSeek mag die Tech-Welt aufgerüttelt haben, indem es eine KI-Technologie präsentierte, die mit weniger Rechenleistung auskommt – doch das Unternehmen ist nach wie vor auf die fortschrittlichen Chips des US-Riesen angewiesen
Einige Länder und Unternehmen müssen sich für eine Seite entscheiden
Die neuen Regelungen dienen nicht nur dazu, Chinas Zugang zu KI zu blockieren, sondern auch die Position der USA in diesem Bereich zu stärken. Die neue Regierung hat zwar noch Zeit, Änderungen vorzunehmen, die offensichtliche Kompatibilität des Regelwerks mit Trumps „America first“-Ansatz lässt jedoch vermuten, dass sie an diesem ebenso wirksamen wie plumpen Instrument festhalten wird. Sie verleihen Washington die Kontrolle über sämtliche bzw. bedeutende Transaktionen mit KI-Chips und halten andere Länder durch Obergrenzen davon ab, das begrenztes Angebot an China weiterzuverkaufen. Dieser Ansatz stellt eine wesentliche Veränderung in der Art und Weise dar, wie die USA versuchen, China den Zugang zu KI zu verwehren – weg von Beschränkungen für bestimmte Unternehmen und Endverwendungen hin zu länderspezifischen Obergrenzen für KI-Käufe.
Trumps erste Amtszeit leitete 2018 den „Tech-Krieg“ ein, indem sie chinesische Technologieunternehmen wie Huawei auf die „Entity List“ setzte, die den US-Exportbeschränkungen unterliegen. Und die Biden-Regierung legte 2022 mit China-weiten verwendungsbezogene Beschränkungen für bestimmte Chips sowie mit wesentlich strengeren Kontrollen für „festgelegte Organisationen“ nach. Diese Strategie zeigte jedoch nur bedingt Wirkung, da die betroffenen chinesischen Unternehmen Wege fanden, die Beschränkungen zu umgehen, indem sie den beabsichtigten Endverwendungszweck oder Endnutzer verschleierten. Dadurch gelang es ihnen, Chips und Chipfertigungsanlagen über nicht benannte Organisationen und Drittländer zu beziehen – ein Schlupfloch, das mit den Ausfuhrquoten für die rund 120 Kategorie-2-Länder nun geschlossen werden soll.
Die neuen Regelungen zwingen Länder und Unternehmen der Kategorie 2, sich für eine Seite zu entscheiden: Entweder sie leben mit den Beschränkungen für amerikanische KI-Technologie oder sie schließen sich den Vereinigten Staaten und ihren Verbündeten in ihrem Kampf gegen Chinas technologische Ambitionen an. Die Länder und Unternehmen dieser Kategorie, die sich bereit erklären, entsprechende Ausfuhrkontrollen und Sorgfaltspflichten einzuhalten, um zu verhindern, dass amerikanische KI-Technologie nach China umgeleitet wird, erhalten im Gegenzug eine höhere Obergrenze für die Anzahl der US-Chips. Wie bei der Nukleartechnologie während des Kalten Krieges sind die USA nicht länger gewillt, ihre KI-Rechenleistung Ländern anvertrauen, die sich nicht an die Spielregeln der USA halten.
Herausforderung für den EU-Binnenmarkt
Nachdem zuvor bereits der Verkauf von Chips und der zu ihrer Herstellung verwendeten Anlagen unterbunden wurde, sollen diese neuen Vorschriften auch verhindern, dass China Zugang zu KI-Chips aus dem Ausland erhält. Über ausländische Cloud-Dienstleistungen, die fortschrittliche KI anbieten, war es für chinesische Unternehmen ein Leichtes, diese Technologie weiterhin zu nutzen. Washington plant nun, die Voraussetzungen für bestehende „Know-Your-Customer“-Regelungen zu verschärfen. Diese verlangen von US-Cloud-Anbietern, dass sie mindestens 50 Prozent ihrer Rechenleistung in den USA betreiben, und beschränken den Zugang für nicht vertrauenswürdige Länder. Ausländische Betreiber von Rechenzentren, die an einem neuen System zur Überprüfung von Endnutzern teilnehmen und Informationen weitergeben, erhalten im Gegenzug die Möglichkeit, mehr moderne US-Chips zu kaufen.
Diese Ausweitung der extraterritorialen US-Beschränkungen ist bei der Europäischen Union nicht gut angekommen, da sie den EU-Raum in zehn Länder der Kategorie 1, beginnend mit Deutschland und Frankreich, die von jeglichen Quoten befreit sind, und 17 Länder der Kategorie 2 aufgeteilt. Dies stellt den europäischen Binnenmarkt und die geografische Verteilung seiner Datenverarbeitungsinfrastruktur vor Herausforderungen. So könnte beispielsweise ein Cloud-Anbieter, der Kunden im Kategorie-2-Land Österreich bedient, versucht sein, seine Rechenzentren in Deutschland anzusiedeln, wo er keinen Auflagen unterliegt. Auch wenn die nationalen Quoten hoch genug angesetzt und kurzfristig kaum einen Unterschied machen, hat die einseitige Auferlegung dieser Regeln in vielen europäischen Hauptstädten für Unmut gesorgt.
Durch die Regeln gegen die „KI-Diffusion“ wird verhindert, dass China Zugang zu fortschrittlicher Technologie erhält, und gleichzeitig sichergestellt, dass die USA weiterhin den Ton in Sachen KI angeben. Auch westliche Verbündete wollen Chinas militärische Aufrüstung begrenzen – aber nur wenige billigen Washingtons Anspruch auf KI-Vorherrschaft. Es ist unwahrscheinlich, dass sich Länder auf der ganzen Welt von Trumps „America first“-Ansatz und Washingtons ständiger Vermengung von nationaler Sicherheit, wirtschaftlicher Sicherheit und Wettbewerbsfähigkeit überzeugen lassen. Doch solange China (oder ein anderes Land) die Welt nicht mit eigenen High-End-KI-Chips versorgen kann, bleibt ihnen keine andere Wahl, als sich an die Spielregeln der USA zu halten.
Die Originalversion dieses Beitrags erschien am 12. Februar 2025 bei China.Table.